Aufgabe- und Entwertungsstempel in Elsass-Lothringen
1870-1871


Hier erfolgen einige zusammenfassende Bemerkungen zu diesem Thema. Als weiterführende Literatur seien folgende Arbeiten erwähnt:

[1] Krötzsch-Handbuch Abschnitt XI, 1894
[2] Spalink: Doppelporto und Doppelfrankierung, 1999
[3]  SPAL: Stempelkatalog Elsass-Lothringen 1870-1918, 2012
(die genaueren Bezeichnungen s. Literatur)
In allen drei Veröffentlichungen finden sich Angaben zu den Eröffnungsdaten aller Postanstalten, zu den Stempelformen und Verwendungszeiten, wobei in [1] die Informationen nicht immer vollständig sind und in [2] zwar alle seltenen Stempel mit Bewertung aufgeführt sind, jedoch nicht alle deutschen Einkreisstempel genannt werden. In [3] sind alle Stempel zu finden, jedoch ohne Bewertung, aber mit einer Einteilung in 5 Seltenheitsstufen von sehr häufig - sehr selten.
Nicht behandelt werden hier die Feldpoststempel, auch nicht für die Fälle, in denen die Feldpost in unterstützender Weise für private Postsendungen tätig war. Außerdem fehlen Bemerkungen zu den im Laufe der Friedensverhandlungen 1871 an Frankreich zurückgegebenen Postorten: Beaucourt, Belfort, Cirey sur Vezouze, Fontaine (Brunn), La Chapelle sous Rougemont (Capella = Welschen-Kapellen), Mars la Tour und Moncel sur Seille, die auch in der Postort-Liste nicht aufgeführt sind.


I. Französische Stempel
Bei dem überhasteten Aufbau einer deutschen Postverwaltung in Elsass-Lothringen ab Oktober 1870 war man genötigt, zunächst die französischen Stempel weiter zu benutzen, wo man ihrer habhaft werden konnte. Teilweise waren auch französische Postbeamte bereit, den Dienst fortzuführen. In Frankreich wurden zur Entwertung der Marken rautenförmige Nummernstempel mit punktiertem Hintergrund benutzt und daneben gesetzt Ortsstempel. Diese Art der Abstempelung kommt auch noch auf Belegen mit Okkupationsmarken aus Elsass-Lothringen vor. Häufiger ist die Verwendung der französischen Ortsstempel in deutscher Weise als Aufgabe- und gleichzeitig als Entwertungsstempel.
Man erkennt die französischen Ortsstempel an der Verwendung von Seriphen-Schriften für den Ortsnamen, an den Monatsbezeichnungen mit drei kursiv geschriebenen Buchstaben und häufig an den am unteren Rand in Klammern stehenden Postrayonnummern. Es kommen sowohl Ein- als auch Doppelkreisstempel vor, manche zusätzlich mit einem äußeren Punktkreis versehen. Alle diese Stempel sind in der Verwendung bei der deutschen Post selten, bis auf den Doppelkreisstempel von Metz.
Zusätzlich kommen auch fanzösische Formularstempel (Einzeiler und einzeilige Kastenstempel) vor, die ebenfalls aushilfsweise Verwendung fanden.

II. Deutsche Aushilfsstempel in Lothringen
Als weitere vorübergehende Notmaßnahme stellte man in einer Reihe von Orten Doppelkreisstempel her, die nur den Ortsnamen enthielten ohne die Datumseinsätze im Inneren des Stempels. Diese Stempel sind von den französischen Doppelkreisstempeln an ihrer Groteskschrift zu unterscheiden. Bei der Abstempelung wurde das Datum in der Regel von Hand eingetragen, es gibt aber auch Abstempelungen ohne Datum. Diese Stempel kommen ebenfalls nur selten vor.

III. Deutsche Einkeisstempel in Groteskschrift
Für Elsass-Lothringen nutzte die norddeutsche Postverwaltung zum ersten mal die Gelegenheit, für ein Gebiet eine einheitliche Stempelform zu verwirklichen. Bis auf wenige Ausnahmen, die unten aufgeführt sind, wurde eine einheitliche Stempelform für alle Postorte eingeführt: Ein Einkreisstempel  mit einem Durchmesser von 22-26 mm, die Ortsnamen in Groteskschrift zwischen 2,5 und 3,5 mm Höhe, wobei die Namenszusätze in kleinerer Schrift ausgeführt waren und in der Regel nicht abgekürzt wurden (s. Abb.). Da alle Stempel erst Ende 1870 oder im Laufe des Jahres 1871 hergestellt wurden, sind die Abstempelungen meistens klar. Im Vergleich mit vielen norddeutschen Stempeln wirken sie zierlich.

                                               

Die Schreibweisen der Ortsbezeichnungen auf den Stempeln sind (bis auf eventuelle Abkürzungen) fast überall identisch mit den deutschen Bezeichnungen in der Tabelle der Postorte, jedoch mit folgenden Ausnahmen:
               
Postort Stempel
Bergheim i. Elsass OBERBERKHEIM
Fentsch FONTOY
Ittenheim JITTENHEIM
Kreuzwald CREUTZWALD
Lörchingen LAERCHINGEN
Markirch MARIAKIRCH
Sanct Amarin ST: AMARIN
Sanct Avold St. AVOLD
Sanct Louis ST: LOUIS

Außerdem gab es Orte mit zusätzlich anderen Stempel-Bezeichnungen:

Postort Stempel
Andelach ANDLAU
Bitschweiler BITSCHWEILER BEI THANN
Markirch MARKIRCH-BAHNHOF
Maursmünster MAUERMÜNSTER
Saarelb SAAR-ALBE
Saar-Union BUCKENHEIM
Valerienthal VALLERYSTHAL
Weiler b. Schlettstadt WEILER
Volmünster WOLLMÜNSTER

Daraus wird die Unsicherheit der deutschen Postbehörden deutlich, wie weit sie bei der Eindeutschung der Ortsnahmen gehen konnten.
Weiterhin ist zu erwähnen, dass der Stempel von Rappoltsweiler ohne Datums-und Urzeitgruppe vokommt aber mit handschriftlichen Eintragungen  und die Stempel  von Diedenhofen, Türkheim und Strassburg im Elsass  in kleiner und in großer Schrift.


III. Deutsche Sonderformen
a) Einkreisstempel von Strassburg im Elsass

                                                           

Neben den oben genannten Normstempeln gibt es in Straßburg noch eine Sonderform ; diesen Stempel findet man auch ohne die beiden Kreuze (s. Abb.).
b) Einkreisstempel in Mühlhausen im Elsass
                                                                                 
Neben dem oben genannten Normstempel gibt es einen Stempel mit zwei Sternen (s. Abb.), die ihn wie einen Normstempel der Hauptgruppe III der Deutschen Reichspost aussehen lassen.
c) Hufeisenstempel
Während des hier beschriebenen Zeitraums wurden in folgenden Orten zusätzlich Hufeisenstempel verwendet (in Klammern Nummerierung von Spalink):
Colmar (5-1), Markirch (24), Mühlhausen (26-1) und Saargemünd (32).
d) Kastenstempel
Die verwendeten Kastenstempel haben ebenfalls eine einheitliche Form: 3-zeilig mit zwei Zeilen für den Ortsnamen in Groteskschrift, die dritte Datumszeile in der Form: 31 1 71 * 4-5N.
Ausschließlich diese Kastenstempel wurden verwendet für die Orte Falkenberg in Lothringen und Saarburg in Lothringen. 
Weiterhin wurden zusätzlich dreizeilige Kastenstempel  mit folgenden Bezeichnungen verwendet:
MÜHLHAUSEN i. ELSASS BAHNHOF
PFAFFENHOFEN IM ELSASS
STRASSBURG IM ELSASS (2 Typen: große und kleine Schrift)
STRASSBURG IM ELSASS BAHNHOF
STRASSBURG i. ELS. BAHNHOF
Eine Ausnahme bildet der einzeilige Kastenstempel ohne Datumsangaben für Vendenheim.
e) Doppelkreisstempel
Für drei Postagenturen im Elsass gab es nur Doppelkreisstempel in Groteskschrift mit Datum aber ohne Uhrzeitgruppe: Gerstheim, Müttersholz und Scherweiler.
f) Zeilenstempel
In [2] werden drei einzeilige Zeilenstempel erwähnt, von denen nur der zusätzliche Stempel von Bischweiler (Groteskschrift) in [3] bestätigt wird.

IV. Franco-Stempel
Franco-Stempel in der üblichen Einkreisform mit einem großen F oberhalb der Datumsgruppe gibt es für Metz, Mühlhausen im Elsass und Strassburg im Elsass, den letzteren auch mit N unter dem ersten und 2 unter dem letzten Buchstaben des Ortsnamens.

V. Bahnpoststempel
In [2] sind eine Reihe von Bahnpost-Streckenstempeln in der üblichen 3-zeiligen Form als Zeilenstempel in Groteskschrift benannt und ebenfalls 3-zeilige Kastenstempel für die Eisenbahnpostbüros.