Kommentar zur Klassifizierung der 50 Pfg. Krone-Adler (50a und 50b)


In zwei Aufsätzen in der DBZ (24/1966 und 20/1967) (s. Literatur) haben Zenker  bzw. Zenker und Dr. Salm sich ausführlich zur Klassifikation dieser Marke geäußert und den damaligen Stand der Forschung wiedergegeben. Damals wurde die auch heute noch gültige Klassifikation festgelegt, jedoch mit einer Einschränkung: Damals hatte man sich entschieden, der Tageslichtfarbe die entscheidende Bedeutung für die Zuordnung zu den Varianten zuzubilligen. Zenker schreibt dazu:
 Auf Grund der vorliegenden Ausführungen ziehen wir den Schluß, daß die Marken in den Farben braunrot, braunkarmin und rotbraun eigentlich nur bei Tageslicht bestimmt werden sollten, wobei allerdings die Quarzlampe gute Hilfsdienste leisten kann. Eine rigorose Einteilung mit Hilfe der Quarzlampe in leuchtende und nichtleuchtende Farben ist jedoch vom Standpunkt der Forschung als sachwidrig abzulehnen.
Im zweiten Artikel heißt es ganz ähnlich:
Man hat gemeint, unter "a" sollte nur das eingeordnet werden, was unter der Quarzlampe noch irgendwie rot aufleuchtet. Dieser Einwand ist zwar bestechend, aber nicht stichhaltig. Denn wir sind mit nahezu allen führenden Philatelisten darin einig, daß immer noch die Tageslichtfarbe den Ausschlag geben muß; freilich bildet hierzu die Quarzlampe eine wertvolle und manchmal auch notwendige Ergänzung - aber nicht mehr. Wie haben ein menschliches Auge und nicht ein Quarzauge. Es ist nun allerdings bequemer, stur "nach Quarz" zu unterscheiden und danach recht primitive Gruppen zu schaffen.

Ausgangspunkt dieser Diskussion sind Marken, die bei Tageslicht noch deutlich in die Gruppe braunrot also a gehören, jedoch unter der UV-Leuchte braun erscheinen. Als Beispiel für diesen Disput kann eine Marke dienen, die bei oberflächlicher Betrachtung - insbesondere wegen ihrer aufgrund des gelblichen Papieres bräunlichen Farbwirkung - ohne weiteres zu einer  b gerechnet würde. In einer Prüfmitteilung schreibt Zenker dazu (1972): Die vorliegende Marke ist eine sog. nicht quarzende braunrote  50a (Forschung 50 a3) in der typischen braunroten Farbe und dem glatten Druck- und Farbauftrag.
In einem Befund äußert sich Wiegand 2001 dazu wie folgt: Deutsches Reich 50 Pfg. KRONE und ADLER braunrot (UV braun) Mi.-Nr. 50b. Die Freimarke ....zeigt eine Zwischenfarbe, die seinerzeit in den Forschungsberichten der ArGe KRONE/ADLER in DBZ Nr. 16/1974 als "50a/3 = nicht quarzende braunrote Marke" klassifiziert wurde. Typischer glatter Farbauftrag in heller Nuance... Seltener Farbton.
Daraus kann geschlossen werden, dass heute alle nicht quarzenden braunroten Marken als b geprüft werden.

Die folgenden Ausschnittvergrößerungen zeigen das Problem noch einmal deutlich:

Ausschnitt 50aAuschnitt 50b (a3)Ausschnitt 50b

Links eine 50a, Mitte die oben zitierte 50b (a3) , rechts 50b. Die Farben sind wieder nur relativ zueinander zu bewerten.

Trotzdem bleiben diese hellen braunroten Marken eine besondere Seltenheit und verdienen eine besondere Beachtung und Bewertung. Neben diesen Marken mit dem glatten Druck (glatter Druck heißt hier: vollständig gleichmäßiger, einfarbiger Druck, der nur von aufliegenden einzelnen haarähnlichen Fasern unterbrochen wird, auf denen keine Farbe haftet) kommen auch noch sehr rote Marken (warmer Ton ohne karmin) mit dem üblichen leicht fleckigen Druck vor, die sicher auch in diese Gruppe gehören.
 
Aus weiteren Vergleichen geprüfter Marken folgt, dass das Zenkersche Primat der Tageslichtfarbe von den heutigen Prüfern nicht mehr akzeptiert wird. Auch bei der ab wird heute nicht nur bei der Tageslichtfarbe ein strengerer Maßstab an die Dunkelheit gelegt, sondern insbesondere muss bei dunklen Marken auch die UV-Farbe wesentlich dunkler sein als bei einer a. Dies führt dazu, dass eine ganze Reihe von Marken, die von Zenker als ab geprüft wurden, heute erneut auf den Prüfstand müssten, um noch als solche zu gelten.
Ebenso liegen mir zwei Zenker Atteste aus 1996 und 1997 mit dem Ergebnis 50aa  vor. Diese Marken haben bei Tageslicht nur wenig mehr karmin als eine typische ab, ihnen fehlt jedoch unter UV-Licht der typische dunkle braunlila Farbton der 50aa. Auch hier kommt der Zenkersche Vorrang der Tageslichtfarbe wieder zum Vorschein.

Neben der a3 wurde in dem zweiten DBZ Artikel noch eine Untergruppe b1 herausgestellt, die mit rotbraun bis karminbraun beschrieben wurde. Leider ist die Beschreibung dort widersprüchlich, weil die dort beschriebene Verwechslungsgefahr mit a3 und der stärkere Karminanteil dieser Untergruppe nicht in Einklang zu bringen sind.
Auffällig dagegen sind einige wenige stark karminhaltige Marken, die bei Tageslicht unmittelbar an die 50aa angrenzen und sicher auch hervorhebenswert sind. Ob dies die zitierten b1 sind, muss offen bleiben.

(Das Material, das die Grundlage für diesen Kommentar bildet, wurde mir von S. Grugel, Crostau, zur Verfügung gestellt!)