Tarif für Postpakete und Postfrachtstücke von Bayern in die Schweiz

Die Angaben für das Gebiet der Reichspost sind ebenfalls enthalten.

 (01.01.1876 – 30.06.1920)

Wolf Becker (01.09.2020)

 

1.         Postpakete und Postfracht von Bayern in die Schweiz

1.1.      Postpakete in die Schweiz

Bereits ab 01.02.1877 galt zwischen Deutschland und der Schweiz eine Einheitstaxe für gewöhnliche Pakete im Gewicht bis 5 kg von 80 Pf. bzw. 1 SF (Schweizer Franken). Wobei  von den 80 Pf. für Deutschland (bzw. Bayern) 50 Pf. und für die Schweiz 30 Pf. berechnet wurden. Im Grenzverkehr zwischen Deutschen und Schweizer Orten, die nicht weiter als 30 km auseinander liegen galten die halben Sätze, also für gewöhnliche Pakete bis 5 kg 40 Pf. oder 50 Centimes, bei gleichem Aufteilungsverhältnis auf die Länder.

Die Schweiz trat dem Paketpostabkommen des WPV mit Wirksamkeit ab 01.09.1900 bei und für ein gewöhnliches Paket bis 5 kg  kam ein Satz von 80 Pf. (40 Pf. je beteiligtes Land) zur Anwendung.

Ab 01.10.1881 führte die Deutsche Reichspost die Schweiz unter Postpaketen obwohl die Aufteilung der Einnahmen wie bisher mit 50 Pf. für Deutschland und 30 Pf. für die Schweiz festgelegt waren und die Tarife für den grenznahen Verkehr beibehalten wurden. Für den Transitverkehr galt die Aufteilung 40 Pf. für Deutschland und 40 Pf. für die Schweiz. Diese Aufteilung wurde ab 01.09.1900 auch für den bilateralen Verkehr Deutschland Schweiz verbindlich. In der folgenden Tabelle 1.1.1. und 1.1.2. sind die Pakettarife und die Gebühren für besondere Dienste für den WPV Tarif und für die WPV-nahen Tarife (kursiv gedruckt) zusammengefaßt. In dieser Tabelle kommt besonders der Wertverlust der Reichsmark gegenüber dem Schweizer Franken ab1919 zum Ausdruck. Dies ist besonders augenfällig, da der WPV-Gewichtstarif von der Schweiz nach Deutschland von 1877 bis 1920 immer 1 Schweizer Franken war, bildet der Deutsche Tarif für ein Paket bis 5 kg direkt den postalischen Kurs des Schweizer Franken ab.

 

Tabelle 1.1.1.

Periode

Paket bis  5 kg

M

Paket bis  5 kg „sperrig“ 6)

M

01.02.1877-30.09.1881 A)

0,80 1)7)

1,20 1)

01.10.1881-30.03.1886

  0,80 1) 3)7)

1,20 1)

01.04.1886-30.06.1892

  0,80 3)7)

1,20 1)

01.07.1892-31.08.1900

  0,80 3)7)

1,20 1)

01.09.1900-30.09.1919

  0,80 3)7)

 1,20 1)

 

 

 

Tabelle 1.1.2.

Periode

Ein-schreiben

 

M

Eil-

Bote

M

Wert
Vers.geb.    Mindest-
je 240 M    gebühr
M  5)       M

Nachnahme
Prokura-     Mindest-
geb.je M    gebühr
M  5)        M

01.02.1877-30.09.1881 A)10)

0,20

0,504)

Deutsch. Vers.geb. 0,05M je 300M,

mind. 0,10 M; CH s. Tab.2.2.5.

0,02

0,10

01.10.1881-30.09.1884 10)

0,20

0,504)11)

0,02

0,10

01.10.1884-31.01.1886

0,20

0,504)11)

0,08

0,10

0,02

0,10

01.02.1886-30.03.1886

0,20

 0,504)11)

0,08

0,10

0,02

0,10

01.04.1886-30.06.1892

0,20

 0,504)11)

0,08

0,10

0,02

0,10

01.07.1892-31.08.1900

0,20

  0,4011)

0,08

0,10

0,01

0,20

01.09.1900-30.09.1919

0,20

 0,4011)

0,08

0,10

0,01

0,20

Anmerkungen:

1) Im Grenzverkehr zwischen Postorten, die nicht weiter als 30 km entfernt sind halber Preis: 0,40 M bzw. sperrig 0,60 M, 01.02.1877-30.06.1883

3) Pakete dürfen nur frankiert aufgegeben werden.                       

4) bis 30.06.1892 wurden nur Pakete per Express zugesellt, wenn sie nicht schwerer waren als 2,5 kg und die Wertangabe nicht höher als 200 SF,

   über 2,5 kg und über 200 SF Wertangabe wurde nur die Paketkarte per Express zugestellt, Gebühr. 0,25 M;

5) Die Gebühr ist jeweils auf eine durch 5Pf. teilbare Summe aufzurunden.

6)Das Paket hat an einer Stelle über 1,5m Durchmesser oder an einer Stelle 1,0 m und gleichzeitig an einer 

  anderen Stelle 0,5 m, oder ist schlecht mit anderen Paketen zu verpacken (Körbe, Hutschachteln, etc.)                                             

7)Mittels einer Paketkartedürfen maximal 3 Pakete versandt werden, Wert- und NN-Pakete jeweils nur extra

8)Ab 01.10.1919 darf pro Paketkarte grundsätzlich nur noch ein Paket versandt werden

9)Beim Paketverkehr zwischen Orten, die grenznah nicht weiter als 30 km entfernt lagen, ermäßigter Tarif vom 01.02.1877 – 30.06.1883:

   0,40 M bis ≤ 5 kg, bei sperrig: 0,60 M bis ≤ 5 kg.

10)Bei unfrankierten Paketen wird in der Schweiz ein Aufschlag von 0,25 SF verlangt. Ab 01.10.1884 Frankozwang eingeführt.

11)Ab 12.3.1883 im Deutschen Inland „Dringend“ allgemein zugelassen, „Dringend bis Grenze“ möglich, bis 30.09.1919: + 1,00M; 1.10.1919-14.03.1920:+2,00M;

   ab 06.05.1920 – 31.03.1921: +4,00M;

Literatur:

A) Verordnungs- und Anzeigeblatt für die kgl. Bayer. Verkehrsanstalten, 1877, S.63-64

B) Nachrichtenblatt des Reichspostministeriums, Abteilung München, 1920, S.54, Nr.70

C) Nachrichtenblatt des Reichspostministeriums, Abteilung München, 1920, S.123, Nr.197

 

2.     Postfrachttarife von Bayern in die Schweiz

 

Bei der Postfracht erfolgt eine Aufteilung des Tarifes von Bayern (bzw. vom Deutschen Reich) bis zu einem Grenzübergangspunkt und von diesem Grenzübergangspunkt bis zu dem Bestimmungsort in der Schweiz.

Der reine Postfrachttarif von Bayern bis zur Schweizer Grenze kann der folgenden Tabelle 2.1. entnommen werden.

Tabelle 2.1. Paket-Fracht-Tarife in die Schweiz, Deutscher Tarif bis zum Schweizer   

                    Grenzübergangspunkt in Reichsmark (M)

 

Periode

01.01.76 – 30.09.19

Frachttarif ins Ausland ohne Reichsabgabe ! 1)

 

01.10.19 – 05.05.20

06.05.20 – 30.06.20

Entfernung km

≤75       ≤150     ≤375     ≤750     ≤1125   >1125

 

 ≤75       >75

 ≤75       >75

Pakete bis 5kg

0,25M  0,50M   0,50M   0,50M   0,50M  0,50M

Pak.≤ 5,0kg

0,75M  1,25M

1,25M  2,00M

            bis 6kg

0,30M  0,60M   0,70M   0,80M   0,90M  1,00M

Pak.≤10,0kg

1,50M  2,50M

2,50M  4,00M

Über 6kg je

weiters kg

0,05M  0,10M   0,20M   0,30M   0,40M  0,50M

Pak.≤15,0kg

3,00M  5,00M

5,00M  8,00M

 

 

Pak.≤20,0kg

4,00M  6,00M

8,00M  2,00M

Unabhängig vom  tatsächlichen Beförderungsweg wurde für Pakete aus der Pfalz und aus Baden der  Grenzübergangspunkt Waldshut, für Elsaß-Lothringen Basel, für Pakete aus Bayern rechts des Rheins und Württemberg die Mitte zwischen Lindau und Konstanz,  und für das übrige Reich Schaffhausen vereinbart.

Anmerkungen:

1)Mittels einer Paketkarte dürfen maximal 3Pakete versandt werden, Wert- und  NN-Paketen jeweils nur extra

   Ab 01.10.1919 darf  pro Paketkarte grundsätzlich nur noch ein Paket versandt werden.

 

2.1.   Postfrachttarif von Bayern in die Schweiz

         01.01.1876 (im Prinzip ab 01.09.1868) – 31.08.1876

 

Handelt es sich um ein Paket bis max. 50 kg, ohne weitere Gebühren, ist zu dem deutschen Anteil des Tarifs der  Schweizer Anteil dazuzurechnen. Bis 31.08.1876 galt noch der altmodische Tarif nach gefahrenen Meilen vom jeweiligen Grenzübergangspunkt bis zum Bestimmungsort in der Schweiz, wobei auch durch Steigung, Straßenverhältnisse usw. für jeden Ort ein individueller Tarif  festgelegt wurde. Im Fahrposttarif für das Ausland von 1874, S.219 – 228 sind für 740 Orte die einzelnen Tarife aufgeführt. Eine Auswahl der am häufigsten vorkommenden Orte ist in Tabelle 2.1.1. vorgestellt.

 

Tabelle 2.1.1. Schweizer Gewichtsporto 01.01.1876-31.08.1876 (zunächst „Progressionssätze“ = Punktebewertungen, die in Abhängigkeit vom Gewicht in Schweizer Franken umgerechnet werden müssen).

 

 

Progressionssatz

 

Progressionssatz

 

Elsaß-

Loth-ringen

Baden,

Rhein-

Pfalz

Bayern

 rechts

des  Rheins

übriges

Reich

 

Elsaß-

Loth-ringen

Baden,

Rhein-

Pfalz

Bayern

 rechts

des  Rheins

übriges

Reich

Aarau

3

3

4

3

Pontresina

9

9

7

7

Appenzell

6

3

2

2

Rheinfelden

1

1

5

1

Basel

1

1

6

1

Romanshorn

5

1

1

1

Bern

4

4

6

4

Rorschach

6

2

1

1

Bienne (Biel)

4

4

6

4

Roveredo

8

8

7

8

Brieg

9

9

10

9

St.Gallen

5

2

2

2

Chiasso

9

9

10

9

St.Moritz

9

3

7

7

Chur

6

5

4

4

Samaden

9

8

7

7

Colombier

4

4

7

4

Schaffhausen

3

-

3

3

Davos Platz

7

6

5

5

Schuls

9

9

8

8

Einsiedeln

4

4

4

4

Schwyz

4

4

5

5

Feuerthalen

3

1

3

3

Sierre

8

8

10

8

Fiesch

9

9

10

9

Sion

8

8

10

8

Flims

7

5

4

4

Thal

6

2

2

2

Grindel-wald

5

5

8

5

Thun

4

4

7

4

Herisau

5

3

2

2

Vevey

6

6

9

6

Klosters Platz

7

5

4

4

Villeneuve

6

6

9

6

Lausanne

6

6

8

6

Weißenburg

5

5

7

5

Lenk Stadt

8

8

10

8

Winterthur

4

3

3

3

Locarno

8

8

8

8

Wohlen

3

3

4

3

Lugano

9

9

8

9

Wyl (St.Gallen)

5

3

2

2

Luzern

3

4

5

4

Zermatt

10

10

10

10

Martigny

7

7

10

7

Zürich

4

3

3

3

Montreux

6

6

9

6

Zug

4

4

4

4

Muri

3

3

4

3

Zweisimmen

5

5

8

5

Neuenstadt

4

4

6

4

 

 

 

 

 

 

Die Progressionssätze (Punktebewertungen der Strecken) müssen zunächst entsprechend Tabelle 2.1.2. in Schweizer Franken umgerechnet werden.

 

Tabelle 2.1.2. Progressionssätze (PS) in Schweizer Franken (SF) 01.01.1876-31.08.1876

 

 

Gewicht

PS 1

PS 2

PS 3

PS 4

PS 5

PS 6

PS 7

PS 8

PS 9

PS 10

SF

SF

SF

SF

SF

SF

SF

SF

SF

SF

bis 1 kg

00,20

00,20

00,25

00,30

00,30

00,35

00,40

00,45

00,50

00,50

über  1 bis  2 kg

00,20

00,30

00,35

00,45

00,50

00,60

00,70

00,75

00,85

00,90

über  2 bis  3 kg

00,25

00,35

00,50

00,60

00,70

00,85

00,95

01,10

01,20

01,30

über  3 bis  4 kg

00,30

00,45

00,60

00,75

00,90

01,10

01,25

01,40

01,55

01,70

über  4 bis  5 kg

00,30

00,50

00,70

00,90

01,10

01,30

01,50

01,70

01,90

02,10

über  5 bis 10 kg

00,40

00,70

01,00

01,30

01,60

01,90

02,20

02,50

02,80

03,10

über 10 bis 15 kg

00,50

00,90

01,30

01,70

02,10

02,50

02,90

03,30

03,70

04,10

über 15 bis 20 kg

00,60

01,10

01,60

02,10

02,60

03,10

03,60

04,10

04,60

05,10

über 20 bis 25 kg

00,70

01,30

01,90

02,50

03,10

03,70

04,30

04,90

05,50

06,10

über 25 bis 30 kg

00,80

01,50

02,20

02,90

03,60

04,30

05,00

05,70

06,40

07,10

über 30 bis 35 kg

00,90

01,70

02,50

03,30

04,10

04,90

05,70

06,50

07,30

08,10

über 35 bis 40 kg

01,00

01,90

02,80

03,70

04,60

05,50

06,40

07,30

08,20

09,10

über 40 bis 45 kg

01,10

02,10

03,10

04,10

05,10

06,10

07,10

08,10

09,10

10,10

über 45 bis 50 kg

01,20

02,30

03,40

04,50

05,60

06,70

07,80

08,90

10,00

11,10

 

Um die Frankatur einer Paketkarte berechnen zu können müssen die Schweizer Franken (SF) entsprechend einer bilateral festgelegten Umrechnungstabelle  Tabelle 2.1.3. in Reichsmark (RM) umgerechnet werden.

 

Tabelle 2.1.3.. Postalisch festgelegte Umrechnung von Schweizer Franken (SF) in Reichsmark (M)

                     01.01.1876-31.03.1886

 

 

SF

M

 

SF

M

 

SF

M

 

SF

M

 

 

0,05

0,05

 

0,30

0,25

 

0,55

0,45

 

0,80

0,65

 

 

0,10

0,10

 

0,35

0,30

 

0,60

0,50

 

0,85

0,70

 

 

0,15

0,15

 

0,40

0,35

 

0,65

0,55

 

0,90

0,75

 

 

0,20

0,20

 

0,45

0,40

 

0,70

0,60

 

0,95

0,80

 

 

0,25

0,20

 

0,50

0,40

 

0,75

0,60

 

1,00

0,80

 

 

Ein Beispiel möge die Anwendung der Tabellen 2.1.1. bis 2.1.4. erläutern:

Ein Paket Postfracht 13 kg von Nürnberg nach Lausanne:

Bayern Nürnberg bis Mitte Lindau – Konstanz   ca. 250 km, entsprechend Tabelle 2.1:

Bayerischer Anteil:   ≤ 375 km bis 6 kg 0,70 M+ 7×0,20M = 2,10 M

Tabelle  2.1.1. Progressionssatz Lausanne von Bayern rechts des Rheins: 8

Tabelle  2.1.2. PS 8 für 10 bis 15 kg: 3,30 SF

Tabelle  2.1.3. 3,30 SF entspricht:  3,00 SF + 0,30 SF entspricht: 3×0,80 M+ 0,25M = 2,65 M

 Die Paketkarte für dieses Paket ist mit 2,10 M + 2,65 M =  4,75 M korrekt frankiert.

 

Handelt es sich um ein Wertpaket, muß sowohl die Deutsche wie die Schweizer Versicherungsgebühr zusätzlich frankiert werden. Die Deutsche Versicherungsgebühr beträgt 5 Pf. je 300M, wobei eine Mindestgebühr von

10 Pf. anzusetzen ist. Die Schweizer Versicherungsgebühr berechnet sich nach folgender Tabelle:

 

 Tabelle 2.1.4. Schweizerische Versicherungsgebühr für Pakete mit Wertangabe 01.01.1876-31.08.1876

                                                                                                          

Bis 12 000 M  bei  Progressionssatz 1 und 2 je 160 M :  0,05 SF

Bis 12 000 M  bei  Progressionssatz 3 bis 10 je  80 M :  0,05 SF

 Ab 12 000 M bei  Progressionssatz 1 und 2 je   80 M :  0,02 SF

 Ab 12 000 M bei  Progressionssatz 3 bis 10 je  80 M :  0,04 SF

 

Möge unser Beispielpaket noch eine Wertangabe über 1000 M aufweisen, dann müßte zu dem Bayerischen Anteil die  Versicherungsgebühr von 0,20 M dazugezählt werden: 2,10 M + 0,20 M = 2,30 M; und dem Schweizer Anteil ist die Schweizer  Versicherungsgebühr von 13×0,05 SF = 0,65 SF hinzuzuzählen: 3,30 SF + 0,65 SF = 3,95 SF; dies entspricht nach Tabelle 2.1.3.  3× 0,80 M + 0,80 M = 3,20 M; Gesamt: 5,50 M.

Unabhängig  konnte Einschreiben mit 0,20 M und Eilbote Ortszustellung in Höhe von 0,40 M frankiert werden. Bei Landzustellung in die Schweiz wurde normalerweise die Ortszustellung frankiert und die Differenz zur Landzustellung (teilweise nur der Paketkarte, Paket war ab bestimmtem Gewicht beim nächsten Postamt abzuholen) vom Empfänger der Postfracht eingehoben.

 

Expresse Bestellung war ab11.4.1868 für Pakete bis 2,5 kg und bis 200SF zur doppelten Expressgebühr, wie für Briefe möglich, ab 01.01.1876: 0,50 M. Bei größerem Gewicht oder höherem Wert wurde nur die Paketkarte per Express zugestellt, Gebühr: 0,25 M.

2.2.   Postfrachttarif von Bayern in die Schweiz vom 01.09.1876 – 30.06.1920

Der Deutsche Anteil am Postfrachttarif ist in Tabelle 2.1. bereits für den gesamten Zeitraum beschrieben. Ab 1.09.1876 wird in der Schweiz , wie in Bayern für die Fahrpost bereits ab 01.06.1834, die lineare Entfernung vom Grenzübergangspunkt bis zum Bestimmungsort für die Berechnung der Tarife mit dem Ausland zu Grunde gelegt. Beibehalten wurde, daß unabhängig vom  tatsächlichen Beförderungsweg für Pakete aus der Pfalz der Grenzübergangspunkt Waldshut und für Pakete aus Bayern rechts des Rheins die Mitte zwischen Lindau und Konstanz festgelegt war.

Tabelle 2.2.1. beschreibt den sehr übersichtlichen Schweizer Anteil für Postfracht ≤ 5 kg für den Zeitraum 01.09.1876 – 31.03.1877 (danach für   ≤ 5 kg Tab.1.1.2.), der wie in Deutschland nur 2 Entfernungszonen berücksichtigt. Wenn dem Schweizer Anteil noch Versicherungsgebühren (s. Tab.2.2.5.) hinzugerechnet werden müssen , wird erst die Summe in SF gebildet und anschließend in Reichsmark entsprechend Tab. 2.1.3. umgerechnet.

 

Tabelle 2.2.1. Postfrachttarif Schweizer Anteil für ≤ 5 kg  01.09.1876 – 31.03.1877D)

 

≤25 km

> 25km

Postfracht ≤5kg

0,20 M

(0,20 SF)

0,35 M

(0,40 SF)

Postfracht ≤5kg, „sperrig“(s. Tab.1.1.1.)

0,25 M

(0,30 SF)

0,50 M

(0,60 SF)

D) Schweizer Fahrposttarif vom 01.09.1876, Schweizer Bundesgesetz vom 23.03.1876

 

Tabelle 2.2.2. beschreibt den Schweizer Anteil des Postfrachttarifes  >5 kg, wobei man sieht, daß die Schweiz für Postfracht 5 – 15kg vom 01.10.1884 bis 30.06.1920 und für Postfracht  über 15kg vom 01.10.1884 – 31.12.1914 auf einen entfernungsabhängigen Tarif völlig verzichtete.

Das Gewicht eines Postfrachtstückes  war bis zum 30.09.1918 auf maximal 50 kg , ab dem 01.11.1918 auf max. 25 kg und ab 01.10.1919 auf maximal  20 kg begrenzt.

Die Tarife für den Schweizer Anteil an Postfracht über 20 kg für die Zeit vom 01.10.1884 – 31.12.1914 sind in der folgenden Tabelle 2.2.3.1 aufgeführt, und für die Zeit vom 01.01.1915 – 31.10.1919 in der Tabelle 2.2.3.2:

 

 Tabelle 2.2.3.1. Postfrachttarif Schweizer Anteil für >20 kg  01.10.1884 - 31.12.1914 in Reichsmark

kg

≤100km

≤200km

≤300km

>300km

 

kg

≤100km

≤200km

≤300km

>300km

20-25

1,20 M

2,40 M

3,60 M

4,80 M

35-40

1,92 M

3,84 M

5,76 M

7,68 M

25-30

1,44 M

2,88 M

4,32 M

5,76 M

40-45

2,16 M

4,32 M

6,48 M

8,64 M

30-35

1,68 M

3,36 M

5,04 M

6,72 M

45-50

2,40 M

4,80 M

7,20 M

9,60 M

 

Tabelle 2.2.3.2. Postfrachttarif Schweizer Anteil für  > 20 kg  01.01.1915 - 30.09.1919 in Reichsmark

kg

≤100km

≤200km

≤300km

>300km

 

kg

≤100km

≤200km

≤300km

>300km

20-25

1,60 M

3,20 M

4,80 M

6,40 M

35-40

2,56 M

5,12 M

7,68 M

10,20 M

25-30

1,92 M

3,84 M

5,76 M

7,68 M

40-45

2,88 M

5,76 M

8,64 M

11,52 M

30-35

2,24 M

4,84 M

6,72 M

8,96 M

45-50

3,20 M

6,40 M

9,60 M

12,80 M

 

Tabelle 2.2.4.  zeigt die Gebühren für Einschreiben, Eilbote, Wert und Postvorschuß bzw. Nachnahme. Bemerkenswert ist, daß die Schweizer Postverwaltung die Gebührenerhöhung Ende 1919 erst zum 01.11.1919 und nicht wie das  WPV-Büro  zum 01.10.1919 vorgenommen hat.  Wobei man bei der Berechnung von Gebühren bei Wertpaketen besonders achten muß, ist, daß ab 01.10.1919 bei Paketen, die nicht dem WPV-Tarif unterliegen, die Einschreibgebühr hinzugezählt werden muß.

Für die Periode 01.09.1876 – 30.09.1884 kommt zu der Deutschen Versicherungsgebühr von 5 Pf. je 300M (Mindestgebühr 0,10 M) noch die Schweizer Versicherungsgebühr entsprechend Tabelle 2.2.5. hinzu, die dann in Summe mit dem  Schweizer Frachtanteil in SF entsprechend Tab. 2.1.3. in Reichsmark umgerechnet werden muß :

Tabelle 2.2.5. Schweizer Versicher.geb. für Pakete und Postfracht 01.09.1876-30.09.1884 in Schweizer Fr.

 

Wert

M

Gebühr

SF

 

Wert

M

Gebühr

SF

 

Wert

 M

Gebühr

SF

    80

0,05

800

0,30

3200

0,60

  240

0,10

1600

0,40

3600

0,65

  400

0,15

2000

0,45

4000

0,70

  480

0,20

2400

0,50

Je 80 M mehr

0,01 SF mehr

  640

0,25

2800

0,55

 

Besonders bei der dichten Abfolge von Tarifänderungen  ab Ende 1919 kommen hin und wieder Paketkarten vor, die unbeanstandet mit dem älteren Tarif mehrere Tage länger verwendet worden sind als angegeben.

 

(Zollbehandlungsgebühren Schweiz je Paket:  1900 – 31.12.1902. 0,20 SF; 01.01.1903 – 1945: 0,10 SF;

Statistische Gebühren:  01.05.1917 – 30.06.1929:  0,05 SF;  01.07.1929 – 1945:  0,10 SF;)