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Bild 48       
        48: 20 Pfennig
   
Varianten: a, aa, b, ba, bb, c, d



Bestimmung der Farbvariante einer Marke

Die Bestimmung der Farbnuance dieser Marke ist nicht einfach. Bei Tageslicht betrachtet, liefert die Farbe nur eine grobe Einteilung. Man kann hier die Marken nur in zwei Klassen einteilen:
1. Alle Marken, die - egal, ob matt mit  Grauanteilen oder kräftig strahlend - einen Rotschimmer haben. Also alle Töne wie ultramarin violettultramarin oder lilaultramarin.
2. Alle Marken, denen jeglicher Rotschimmer fehlt, und diejenigen die eine Tendenz ins grünliche haben, also blau und preußischblau. Auch hier einschließlich aller matten oder grauen Töne.
Zur Unterscheidung beider Klassen bediene man sich einer normalen Glühbirne. Wenn die Marke sowohl unter Tageslicht als auch unter der Glühbirne ohne rötlichen Schimmer bleibt, so gehört sie in die zweite Klasse, sonst in die erste.

Diese Klasseneinteilung ergibt eine erste Abgrenzung: Zur Klasse 1 gehören die Varianten a, aa und d, zur Klasse 2 die Varianten b, ba, bb und c.

Die zweite Abgrenzung erfolgt durch das Stempeldatum. Dazu zunächst eine Übersicht über die Hauptverwendungszeiten:


1889-90
1891
1892
1893
1894
1895
1896-1900
Klasse 1
a, aa
a, aa
 d
 d
 d
 d
d
Klasse 2

b, c b, ba, bb, c b, ba, bb b, bb b


Die Marken der Klasse 1 lassen sich aufteilen in eine Gruppe der Frühauflagen bis 3.92 mit den Varianten a und aa und eine Gruppe der späteren Auflagen mit der Variante d, der bei weitem häufigsten 20 Pfennig Variante, die vor allem ab 1895 und dann ausschließlich auftritt. Eine Unterscheidung der Varianten der Klasse 1 ohne Stempeldatum ist kaum möglich. Unter den a Varianten gibt es im wesentlichen drei Typen. Eine mattultramarine, eine kräftig und klar ultramarin strahlende und eine etwas dunklere violettultramarine Variante mit einem erheblichen Grauanteil. Die klare und kräftig gefärbte ultramarine a ist nur schwer von der aa zu unterscheiden, die wohl im Mittel noch etwas dunkler und mit einem stärkeren Rotanteil versehen ist.

In der Klasse 2 heben sich die schwärzlichblauen ba und die schmutzig graublauen bb heraus. Die c ist eine seltene Abart der b, die durch einen starken grünlichen Farbton und durch einen dunkelgrauen UV-Farbton aus der Menge der b heraushebt. Die Abgrenzung ist schwierig.

Für Grenzfälle zwischen den beiden Klassen liefert das Stempeldatum noch eine weitere Unterscheidung. 1889 und 1890 gibt es nur Marken der Varianten a und aa und nach 1895 nur noch d.

Soweit eine erste Einteilung. Die genaueren Merkmale würden die Beschreibungen der einzelnen Varianten wiederholen, deshalb sei auf die dortigen Ausführungen verwiesen.


Beschreibung der einzelnen Varianten

Die Beschreibung jeder Variante enthält in der Kopfzeile Michel-Nr. und Michel-Farbbezeichnung sowie das Frühdatum und die Hauptverwendungszeit in Klammern, beide Angaben nach Jäschke-Lantelme <Abweichende Frühdaten der Arbeitsgemeinschaft in spitzen Klammern>. Es folgen eine oder mehrere farbliche Darstellungen sowie eine kurze Beschreibung, in der Farbbezeichnungen, die Farben des Michel-Farbenführers benennen, kursiv gedruckt sind.


48a mittelultramarin  3.10.1889 (1889-1891)


  Bild 48a

Bild 48aBild 48a












Die Farben dieser  Variante haben eine erhebliche Spannweite.  Zunächst treten vor allem trübe (Bild 1) oder sogar ins Graue gehende (Bild 2) Marken mit einem rötlichen Ultramarin auf (lilaultramarin), dann aber auch klarere Farben sowohl heller als auch dunkler (Bild 3).

Bild 48aBild 48aBild 48a













Später kommen klarere mehr nach blau orientierte Farben hinzu (Bild 1), die dann mit ultramarinblau bezeichnet werden (ultramarin). Aber auch bei dieser Grundfarbe gibt es unterschiedliche Töne, teilweise trübe (Bild 2) oder auch dunkler (Bild 3).

UV-Bild 48a

Alle diese Tageslichttöne sind unter  UV-Licht hellgraublau (Bild) bzw. hellblaugrau oder seltener (hell)bläulich.


Bild 48aUV-Bild 48a

Daneben gibt es eine zweite Gruppe (a/1) von dunkleren, violettultramarinen Marken (Bild 1) mit einem erheblichen Grauanteil, der aber die Farbwirkung nicht in Richtung grauultramarin verschiebt. Hellere und blauere Marken sind seltener. Diese Marken sind unter UV-Licht hellgrau, teilweise mit einem leicht violetten Schimmer (Bild 2). Diese Gruppe tritt erst ab Ende 1890 auf und ist seltener als die zuerst beschriebene. Sie wurde in der Literatur als eigene Variante geführt.

Die Verwendungszeit der a hat keine Überschneidung mit den d Marken, so dass hier das Datum a und d klar trennt.




48aa lebhaftlilaultramarin  27.10.1889 (1889-1891)

Bild 48aaUV-Bild 48aaBild 48aaUV-Bild 48aa

Im UV-Licht zeigt sich, dass es hier auch zwei Varianten gibt. Die eine Gruppe zeigt unter UV-Licht ein trübes  Blau (Bild 2) in verschiedenen Tönen, das sich aber nicht ausreichend von den dunkler bläulich quarzenden a Marken trennen lässt. Die andere ist wieder hellgrau (Bild 4). Auch hier treten die Marken mit grauem UV-Bild später auf als die mit blauem.

Bei der ersten Gruppe (Bild 1) ist d
ie Abgrenzung gegen die kräftigen Töne der a nicht ganz einfach. Sie sind klarer in der Farbe: der Farbauftrag ist zwar unruhig aber in wesentlichen Teilen deckend und nicht so durchscheinend wie bei den a Marken. Für diese Farbgruppe  wurde in der Literatur die Bezeichnung violettultramarin verwendet. 
Die grau quarzenden aa/1 (Bild 3) zeichnen sich durch eine sehr dunkle gedeckte Farbe aus, die in der Literatur mit violettblau bezeichnet wurde.
Dieser Farbton hat aber mit dem violettblau des Farbenführers nichts gemein.
Die Abgrenzung gegen a wurde vor einigen Jahren neu geordnet. Altprüfungen sind daher nicht mehr maßgeblich.
Das Stempeldatum trennt aa und d vollständig.



48b (mittel)blau  21.1.1891 <ArGe 10.1.91> (1891-1895)

Bild 48bBild 48bBild 48bBild 48b












Die Hauptfarben der b Variante lassen sich durch zwei Farben abgrenzen, die jeweils von lebhaften bis sehr dunklen Nuancen vorkommen. Dies ist einerseits ein klares blau ohne jeden Grünanteil (Bild 1 und 2) anderseits ein blau mit einem deutlichen Grünstich (Bild 3 und 4). Dazwischen kommen viele weitere Töne vor.

Bild 48b türkis
UV-Bild 48b













Selten kommen helle Töne mit starkem Grünstich vor, die man als türkis bezeichnen kann (Bild 1). Alle diese Farben haben einen UV-Farbton (Bild 2), der um graublau mit unterschiedlichen Blauanteilen schwankt.

UV-Bild 48bBild 48b UV grauBild 48b UV grau

Daneben gibt es eine zweite Gruppe von Marken (b/1), die unter UV mit einem reinen mittleren Grau hervortritt (Bild 1). Zu dieser Gruppe gehören Tageslichtfarben wie bei den gewöhnlichen b - aber häufiger mit einem Grünstich; diese grünstichigen Marken sind dann gegen c abzugrenzen. Zusätzlich kommen blaue Marken mit einem grauen Beiton vor, die jedoch nicht schmutzig wirken wie die bb Marken, sondern eher dunkel sind und bis zu indigo gehen (Bild 2 und 3).

In der Verwendungszeit überschneidet sich das Vorkommen der  b sowohl mit  späten a, insbesondere mit deren hellgrau quarzenden Varianten, und ebenso mit der d, die schon ab 4.92 vorkommt.


48ba dunkelblau  16.2.1892 (1892-1893)

Bild 48ba

Diese Variante ist gekennzeichnet durch ein sehr dunkles Blau in verschiedenen Tönen.
Das UV-Bild ist dunkelblau. Jedoch nicht alle dunklen Marken gehören zur ba. Typisch ist ein schwärzlicher Ton und ein löcheriger Farbauftrag, der insbesondere auf den Flügeln des Adlers auffällt: Hier fehlen die Farbpigmente auf größeren Flächen als bei einem üblich porösen Farbauftrag. 
   
Bild 48a Ausschnitt



löchriger Farbauftrag





Es müssen beide Kriterien erfüllt sein: dunkles blau und löcheriger Farbauftrag! Ob beides ausreichend vorhanden ist, entscheidet der Prüfer.


48bb lebhaftgrauultramarin 10.10.1892 (1892-1894)

Bild 48bb

Diese Variante hebt sich durch ihren starken Grauanteil hervor. Die Marken wirken etwas schmutzig und sind in der Regel grauer als lebhaftgrauultramarin, einige tendieren in Richtung lebhaftgraublau. Dabei wird die Farbwirkung durch einen wässerigen, teilweise auch porösen Farbauftrag hervorgerufen. Auf gelblicherem Papier wirkt die Farbe daher etwas grünstichiger.  Bei weißem Papier und sehr blauer Farbe kann auch ein milchiger Farbeindruck entstehen. Es gibt Helligkeitsschwankungen. Unter UV-Licht bleibt die Farbe fast unverändert. Die Grenzziehung zwischen etwas trüberen b und bb ist oft schwierig und bleibt den Prüfern überlassen.


48c  (lebhaft)kobaltblau 18.4.1891 <ArGe ..2.91> (1891-1892)


Bild 48cUV-Bild 48c

Diese sehr früh auftretende und sehr seltene Variante hat einen erheblichen Grünanteil mit Farbtönen zwischen kobaltblau und preußischblau (Bild 1).
Sie liegt mit ihrer Tageslichtfarbe am grünen Rand des Spektrums der b Marken und hat  unter UV-Licht ein dunkleres Grau (Bild 2) als die eine Gruppe der b, die auch grau quarzt. Wenn dann auch noch berichtet wird, dass diese graue UV-Farbe einen geringen Blauton haben soll (Jäschke-Lantelme), so sind Fehlinterpretationen vorprogrammiert und man schicke solche Exemplare lieber zum Prüfer, bevor man sie als c in die eigene Sammlung aufnimmt.
 

48d violettultramarin 30.3.1892 <ArGe 16.4.92> (1893-1900)


Bild 48dBild 48d
Bild 48dBild 48d

Diese große Gruppe bestimmt ab 1895 allein das Feld der 20 Pfennig Marken. Diese Variante kommt in so vielen Blautönen vor, dass eine vollständige Aufführung nicht möglich ist. Sie schwanken sowohl in der Helligkeit als auch in ihrem Grauanteil und reichen von lilaultramarin bis zu Kobalttönen, die nahe an den blauen b Tönen liegen. Eine eindeutige Unterscheidung insbesondere von a Varianten ist ohne Stempeldatum dann nur sehr schwer möglich.
Frühe Exemplare ab Frühjahr 1882 mit kräftigen Farben um violettultramarin sind jedoch nicht selten. Diese Farbtöne sind bei der Abgrenzung der b immer mit zu beachten.
Die reichliche Auswahl an d Marken sollte es aber möglich machen, ein gut gestempeltes Exemplar aus den Jahren 1895 bis 1900 zu finden, das einem die Sorge der Farbklassifizierung abnimmt. Die Bilder zeigen willkürlich herausgegriffene aber typische Farbnuancen. Die UV-Bilder variieren ebenfalls sind aber nie grau.
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